Häufige Fragen & Antworten:
Biokunststoffe sind eine junge innovative Branche, die sich rasant entwickelt. Das wachsende ökologische Bewusstsein in der Bevölkerung sowie das Wissen um die Endlichkeit der fossilen Rohstoffe sind nur zwei der Faktoren, die ganz wesentlich zum Wachstum der Biokunststoffe beitragen.
Mit ihren klaren Vorteilen bei Klimaschutz und Ressourcenschonung sind Biokunststoffe ein wesentlicher Baustein der Bioökonomie und spielen eine wichtige Rolle für eine ressourceneffiziente, geschlossene Kreislaufwirtschaft.
Biokunststoffe sind eine große Familie an Materialien, die sich in Art, Eigenschaften und Verwendungsmöglichkeiten weit unterscheiden können: Biokunststoffe sind entweder biobasiert, biologisch abbaubar oder beides, also biobasiert und biologisch abbaubar.
Der Großteil der Biokunststoffe sind haltbare (d.h. nicht abbaubare), biobasierte Materialien die sowohl für Verpackungen aber auch in vielen langlebigen Anwendungen z.B. im Textil-, Automobil-, Elektronik- und Baubereich eingesetzt werden. Diese biobasierten Kunststoffe (bspw. biobasiertes PE oder biobasiertes PET) können in den vorhandenen Recyclingströmen für herkömmliche Kunststoffe recycelt werden.
Die Gruppe der biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffe bietet einen ganz speziellen Mehrwert durch organisches Recycling (d.h. industrielle Kompostierung und anaerobe Vergärung) als zusätzliche Abfallverwertungsoption. Werden kompostierbare Kunststoffe organisch recycelt, entsteht wertvolle Biomasse (Humus), die wiederum das Wachstum neuer Pflanzen fördert.
Der Begriff „biologisch abbaubar“ beschreibt zunächst nur, dass ein Material in der Lage ist, einen natürlichen Prozess zu durchlaufen, bei dem Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze das Material unter aeroben Bedingungen in Wasser, CO2 und Biomasse umwandeln.
Ob ein Kunststoff biologisch abbaubar ist oder nicht, hängt dabei ausschließlich von seiner chemischen Struktur ab und nicht von dem Ausgangsmaterial, aus dem der Kunststoff hergestellt wurde. Das heißt, biologisch abbaubare Kunststoffe können aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, müssen es aber nicht.
Aussagen zur biologischen Abbaubarkeit sollten daher niemals ohne einen konkreten Bezug auf die Umwelt und den Zeitrahmen gemacht werden, in dem der Prozess stattfindet, sowie auf die dafür vorgesehene Abfallentsorgungsoption.
Industriell kompostierbare Kunststoffe sind entsprechend für den biologischen Abbau unter den speziellen Bedingungen (Temperatur, Feuchtigkeit, etc.) in industriellen Kompostieranlagen und anaeroben Vergärungsanlagen (gemäß der europäischen harmonisierten Norm DIN EN 13432) entwickelt. Darüber hinaus gibt es Materialien, die für die Eigenkompostierung (Heim-/Gartenkompost) oder für den biologischen Abbau im Boden (DIN EN 17033) konzipiert sind. Für all diese Optionen gibt es entsprechende Zertifizierungs- und Prüfschemata sowie Labels, um den Nachweis zu erbringen, dass die Materialien in den bestimmungsgemäßen Umgebungen vollständig abbauen.
Zudem müssen die Materialien als Teil der Zertifizierungen gemäß der EU-Normen umfangreiche Ökotoxizitätstests bestehen, um sicher zu stellen, dass der Kompost sauber und sicher als Humus weiterverwendet werden kann.
In Deutschland sind derzeit laut Bioabfallverordnung lediglich zertifiziert industriell kompostierbare Bioabfall-Sammelbeutel für die Entsorgung in der Biotonne grundsätzlich erlaubt. Die Kommunen und öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger können davon abweichend entscheiden, ob die Sammelbeutel in ihren jeweiligen Gebieten für die Entsorgung in der Biotonne zugelassen werden oder nicht. Alle anderen kompostierbaren Kunststoffanwendungen dürfen in Deutschland nicht in die Biotonne.
Zertifiziert industriell kompostierbare Bioabfall-Sammelbeutel bauen in der technischen Kompostierung genauso schnell ab wie der Bioabfall aus dem Haushalt. Daraufhin wurden die Bioabfall-Sammelbeutel optimiert.
Nein, es bleiben keinerlei Kunststoffpartikel im Boden. So wie der Mensch auch Kohlendioxid ausatmet, wenn er Lebensmittel „verdaut“, verlangt die Norm EN 13432 als Nachweis des Abbaus die Messung des dabei gebildeten Kohlendioxids. Pilze und Bakterien wandeln nicht die ganze Biomasse, die sie „verdauen“, in Kohlendioxid um, sondern nutzen auch Teile davon, um zu wachsen und sich zu vermehren. Dies sind die übrigen 10 Prozent.
Nein, auch die synthetischen, aus fossilen Rohstoffen hergestellten Bestandteile werden von den Mikroorganismen verstoffwechselt und damit abgebaut. Die Mikroorganismen unterscheiden nicht, woher das Futter kommt, sondern nur, ob es Kraft gibt und Baustoffe für ihre Zellen. Der Abbau aller Bestandteile muss in der Zertifizierung nach EN 13432 im Einzelnen nachgewiesen werden.
Am aufgedruckten Keimling und an der Registrierungsnummer des Zertifikats, die gut sichtbar auf den Beuteln aufgedruckt sind. Mehr Infos dazu hier.
Bei der Vergärung sind andere Mikroorganismen aktiv als bei der Kompostierung. Ihnen schmeckt der Bioabfall-Beutel nicht so gut. Auf die Vergärungsstufe folgt jedoch eine Kompostierung des vergorenen Materials zu dann reifem Kompost. Viele Versuche haben gezeigt, dass die Bioabfall-Beutel in diesem Schritt dann vollständig abgebaut werden.